Begründung der Jury
Laut der 2020 veröffentlichten Studie „A long way to go for LGBTI equality. Sex, sexual orientation and gender“ der Europäischen Grundrechteagentur FRA vermeiden 86 % der gleichgeschlechtlichen Paare in Europa aus Angst vor Beleidigung, Bedrohung und Gewalt, im öffentlichen Raum Hand in Hand zu gehen. In Österreich vermeiden dies 78 %.
Marc Quinns Skulptur bildet den Moment einfachster und elementarster zwischenmenschlicher Berührungen ab. Sein Entwurf zeigt zwei Paare zärtlich aufeinander liegender Hände - einerseits von zwei Männern, andererseits von zwei Frauen. Diese Händepaare scheinen an den Handgelenken wie abgehackt und vermitteln dadurch größte Brutalität im Augenblick liebevoller Berührung. Der Entwurf reflektiert diese Ambivalenz in ästhetischer Klarheit und beeindruckt sowohl auf intellektueller wie auch auf emotionaler Ebene. Durch die verspiegelten Schnittflächen der Handgelenke und der Tischplatte wird der/die Betrachter/in Teil des Kunstwerks und kommt nicht umhin, sich mit den dargestellten Thematiken der gleichgeschlechtlichen Liebe und ihrer Verfolgung auseinander zu setzen. Diese klare Ikonographie überzeugte die Jury.
Die Auslobung des Wettbewerbs
2017 organisierte die WASt gemeinsam mit der KÖR einen breiten Beteiligungsprozess in Form zweier Open Spaces, um die Anforderungen und Details für die Wettbewerbsauslobung gemeinsam mit VertreterInnen der LGBTIQ-, Kunst- und Gedenk-Communities zu erarbeiten. Im selben Jahr vergab die WASt an das Zentrum für queere Geschichte QWIEN den Auftrag zur Erstellung einer Studie zur NS-Verfolgung von LGBTIQ-Personen als weitere Grundlage für die Auslobung eines Wettbewerbs für ein Denkmal.
Anfang 2020 lobten die KÖR und die WASt einen einstufigen, geladenen künstlerischen Realisierungswettbewerb zur Erlangung eines Entwurfs für das "Denkmal für Männer und Frauen, die Opfer der Homosexuellen-Verfolgung in der NS-Zeit wurden" im Wiener Resselpark aus, das von der Stadt Wien errichtet und erhalten wird.
Das Projekt wird von der Stadt Wien und dem Nationalfonds der Republik Österreich unterstützt und als Gesamtbudget stehen für den Wettbewerb und die Realisierung des Siegerentwurfs € 300.000 zur Verfügung.